Artikel von Nico Wagner und Markus Zinkl
Einleitung
Als überarbeitete Version des beliebten Pure Trail (RTR Review) wird der Pure Trail X als Premium-Trailrunning-Schuh für erfahrene Läufer beschrieben. Der Schuh soll laut Craft durch die CR Foam Zwischensohle, Dämpfung, Stabilität und eine explosive Energierückgabe bei reduziertem Gewicht bieten. Mehr dazu im Test.
Pro & Contra
Pro:
- Passform, guter Halt im Schuh (Nico, Markus)
- Direkte und reaktive Dämpfung (Nico, Markus)
- Außensohle greift auf allen Oberflächen sehr gut (Nico)
- Robustes Design, Langlebigkeit (Nico)
- Agiles Laufgefühl, ideal für technische Trails und hohes Tempo (Markus)
Contra:
- Kein Leichtgewicht (Nico, Markus)
- Haftung auf nassem Untergrund (Wurzeln, Steine) unterdurchschnittlich (Markus)
- Kurze Schnürsenkel, problematisch für spezielle Schnürtechniken (Markus)
Daten
Gewicht:
Offiziell: 320g (Herren US 9, Quelle Craft)
Test Schuh: 340g (Herren US 11)
332g (Herren US 10,5)
Sprengung: 6mm (36mm Ferse / 30mm Vorfuß)
Verfügbarkeit: Erhältlich im Fachhandel für 159,95 €
Erster Eindruck, Passform und Obermaterial
Nico: Das Obermaterial aus widerstandsfähigem Ripstop-Polyamid geht nahtlos in eine verstärkte Fersenkappe über und bietet dem Fuß sicheren Halt, ohne unangenehme Druckstellen zu verursachen – selbst ohne Marathonschnürung. Strategisch platzierte Overlays sorgen für zusätzlichen Schutz und Stabilität. Ich würde das Obermaterial in der Mitte zwischen Matryx und dem Obermaterial des Nnormal Tomir 2 einordnen. Die Verarbeitung hinterlässt einen hochwertigen Eindruck und vermittelt Langlebigkeit. Mein breiter Vorfuß hat ausreichend Platz, während der Fersen- und Mittelfußbereich angenehm eng anliegt. In meiner regulären Größe (US 11) saß der Schuh sehr gut. Wer zwischen zwei Größen schwankt, sollte zur größeren Variante greifen. Den Schuh gibt es auch etwas weniger auffällig in schwarz.
Markus: Schon beim Auspacken macht der Pure Trail X einen hochwertigen Eindruck.
Das Obermaterial aus Ripstop-Polyamid wirkt robust und gleichzeitig leicht, genau das, was man von einem Trailrunning-Schuh erwartet. Die Verarbeitung ist absolut makellos: keine unsaubere Naht, keine sichtbaren Schwachstellen. Optisch setzt der Schuh auf eine schlichte, sportliche Eleganz – funktional und ansprechend zugleich.
Die Passform ist – typisch Craft – ein Thema für sich. Achtung bei der Größenwahl: Craft hat eine eigene Größenumrechnung. Meine gewöhnliche EU-Größe 44,5 entsprach hier einer 44. Greift also besser zu eurer gewohnten US-Größe, da diese meiner Meinung nach true to size ist. Mit meiner US 10,5 hatte ich einen optimal sitzenden Schuh, der durch seine gute Passform direkt Vertrauen weckt.
Besonders hervorzuheben ist der sehr gute Mittelfußhalt. Hier hatte ich nach meinen Erfahrungen mit dem Endurance Trail noch leichte Bedenken, aber Craft hat das Problem sichtbar behoben.
Die dünn gepolsterte, seitlich vernähte Zunge sorgt für Komfort, ohne dabei aufzutragen, und bleibt während des Laufs perfekt in Position.
Die moderate Polsterung im Fersenbereich schafft einen guten Kompromiss zwischen Stabilität und Bewegungsfreiheit und erinnert durch Ihre Form etwas an Hoka. Einziger Kritikpunkt: Die Schnürsenkel sind dieses Mal etwas kurz geraten. Eine Marathonschnürung war bei meinen Fußproportionen kaum möglich. Hier würde ich mir etwas mehr Länge wünschen. Craft hatte bisher immer extrem lange Schnürsenkel verwendet. Aller guten Dinge sind bekanntlicher Maßen ja drei. Vielleicht schafft es Craft beim dritten Versuch, die perfekte Länge zu finden 🙂.
Mittelsohle
Nico: Die Zwischensohle des Pure Trail X punktet mit einer ausgewogenen Kombination aus Direktheit und Reaktivität. Dank des innovativen Cr Foam-Materials, einem besonders leichten und nachhaltigen Schaumstoff, bietet der Schuh ein überraschend angenehmes Laufgefühl, das sich an unterschiedlichste Terrains anpasst. Während der Schuh bei gemütlichen Läufen auf Schotterwegen weniger begeistert, entfaltet er seine Stärken im anspruchsvollen Gelände. Hier sorgt die direkte Ansprache in Verbindung mit hoher Wendigkeit und Stabilität für ein dynamisches Laufgefühl. Eine integrierte Steinschutzplatte unter Mittel- und Vorfuß gewährleistet dabei zusätzlichen Schutz und Halt, selbst auf technischen Trails.
Markus: Die durchgehende Cr Foam™ Mittelsohle ist das Herzstück des Schuhs. Dieser superkritische Mittelsohlenschaum ist auf der festeren, reaktiven Seite angesiedelt und bietet eine gute Mischung aus Dämpfung, Stabilität und Energierückgewinnung. Besonders bei höherem Tempo spielt die Mittelsohle ihre Stärken aus. Die 30 mm dicke Sohle im Vorderfuß vermittelt ein ausgezeichnetes Bodengefühl – man bleibt in Kontakt mit dem Terrain, ohne dabei auf Komfort verzichten zu müssen.
Dazu kommt die freiliegende Steinschutzplatte unter dem Mittel- und Vorfuß. Sie sorgt für effektiven Schutz vor spitzen Felsen oder scharfen Steinen, ohne die Flexibilität des Schuhs zu beeinträchtigen. Gerade in technischem Gelände konnte mich dieser Schutz wirklich überzeugen.
Außensohle
Nico: Die Außensohle des Pure Trail X überzeugt durch Vielseitigkeit und zuverlässige Performance auf verschiedensten Untergründen. Ob trockenes oder feuchtes Gelände, Waldwege oder sogar Schnee – der Schuh bietet mir stets sicheren Halt und Stabilität. Besonders auf steinigem Terrain und in schnellen Downhills zeigt die Sohle ihre Stärke: Der Grip bleibt zuverlässig und steht den Branchenführern in kaum etwas nach.
Markus: Die von Craft selbst entwickelte Außensohle macht auf den ersten Blick einen sehr festen Eindruck. Diese Wahrnehmung hat sich beim Einsatz auf den Trails auch bestätigt: Die Gummimischung bietet auf weichen, losen Untergründen und trockenem Terrain guten Grip. Auch auf matschigen Passagen konnte ich mich weitestgehend auf den Schuh verlassen.
Schwieriger wird es allerdings, wenn die Trails nass werden. Auf feuchten Wurzeln oder nassem Gestein bleibt die Haftung hinter meinen Erwartungen zurück. Hier merkt man den Unterschied zu Marktführern wie Vibram, deren Sohlen speziell in diesen Bereichen unschlagbar sind. Gerade bei steilen Bergabpassagen hat mir deshalb das absolute Vertrauen in den Schuh gefehlt.
Laufgefühl
Nico: Der Pure Trail X überzeugt mit einem leichten Laufgefühl, das ihn besonders auf anspruchsvollen Trails hervorhebt. Trotz seines tatsächlichen Gewichts wirkt er während des Laufens erstaunlich leicht. Die direkte, feste und reaktive Dämpfung unterstützt ein dynamisches Laufverhalten, jedoch sollte man kein weiches Komfortniveau erwarten, wie es etwa ein Speedgoat bietet.
Markus: Der Pure Trail X wird als Wettkampftrailschuh vermarktet, und genau hier sehe ich seine Stärken. Die feste Mittelsohle und das direkte Laufgefühl machen ihn ideal für schnelle Einheiten und technische Trails. Bei hohem Tempo spielt der Schuh seine Reaktivität voll aus und vermittelt ein agiles, dynamisches Laufgefühl.
In technischem Gelände kann der Schuh ebenfalls punkten, da er durch seine direkte Mittelsohle ein hervorragendes Bodengefühl bietet. Allerdings kommt hier wieder das Manko der Außensohle ins Spiel: Auf nassen, glatten Untergründen bleibt ein Restzweifel, und das volle Vertrauen fehlt.
Bei langsameren Einheiten oder längeren Distanzen empfinde ich den Schuh als etwas zu fest. Hier fehlt ihm die Nachgiebigkeit, die man bei entspannten Läufen schätzen würde. Wer also einen komfortablen Allrounder sucht, könnte mit diesem Modell an seine Grenzen stoßen.
Zusammenfassung und Empfehlung
Nico: Der Pure Trail X ist eine gelungene Weiterentwicklung, die durch das harmonische Zusammenspiel von Passform, Obermaterial sowie Zwischen- und Außensohle überzeugt. Trotz seines tatsächlichen Gewichts fühlt sich der Schuh überraschend leicht an und zeigt seine Stärken besonders auf Trails, vor allem im technischen Gelände. Als Trail-Allrounder bietet er präzisen Halt, Stabilität und Dynamik. Nach 70 Kilometern im Test zeigte der Schuh kaum Abnutzungserscheinungen, was auf eine beeindruckende Langlebigkeit hinweist. Für den Einsatz als Door-to-Trail-Schuh ist er jedoch weniger geeignet, da die feste Dämpfung für längere Abschnitte auf Asphalt weniger komfortabel ist.
Nico’s Wertung: 8.95/10
Laufgefühl: 8,5 - Passform: 9 - Preis-Leistung: 9,5 - Stil: 8 - Traktion: 9 - Steinschutz: 10
Markus: Der Craft Pure Trail X ist ein ambitionierter Wettkampfschuh, der vor allem durch seine hochwertige Verarbeitung, das reaktive Laufgefühl und die effektiven Schutzfunktionen überzeugt. Seine Stärken zeigt er auf technischen Trails und bei hohem Tempo, wo er durch seine direkte Mittelsohle und die stabile Konstruktion punktet.
Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial: Die Haftung der Außensohle auf nassem Untergrund ist ein Schwachpunkt, den Craft in Zukunft beheben sollte, um mit den Besten der Branche mitzuhalten. Auch die etwas kurzen Schnürsenkel könnten für manche Läufer ein kleiner, aber nerviger Kritikpunkt sein.
Für erfahrene Trailrunner, die einen schnellen, direkten Wettkampfschuh suchen und vorrangig auf trockenem bis moderatem Terrain unterwegs sind, ist der Craft Pure Trail X eine klare Empfehlung. Wer hingegen oft auf nassem, technischem Untergrund läuft, sollte sich nach Alternativen umsehen.
Insgesamt ein starker Schuh, der vor allem eines macht: Lust auf schnelle Trails!
Markus’ Punktzahl: 8,7/10
Laufgefühl: 8 - Passform: 10 - Preis-Leistung: 9 - Stil: 9 - Traktion: 7 - Steinschutz: 9
4 Vergleiche
North Face Vectiv Infinite (RTR Review)
Der Pure Trail X bietet im Vergleich zum Vectiv Infinite eine direktere Dämpfung und mehr Stabilität im technischen Gelände, während der Vectiv Infinite stärker auf Vortrieb und Effizienz auf längeren Strecken ausgelegt ist.
Brooks Catamount 2 (RTR Review)
Während der Pure Trail X mit einer robusteren Bauweise und besserem Schutz auf anspruchsvollen Trails punktet, zeichnet sich der Catamount 2 durch seine leichte, schnelle Konstruktion und eine weichere Dämpfung aus.
Salomon Genesis (RTR Review)
Der Salomon Genesis bietet eine ausgewogene Mischung aus Komfort und Schutz, eignet sich aber besonders gut für längere Distanzen und vielseitiges Terrain. Der Pure Trail X hingegen ist direkter und stabiler, was ihn zu einer besseren Wahl für technisches und forderndes Gelände macht.
Hoka Speedgoat 6 (RTR Review)
Im Vergleich zum Pure Trail X bietet der Speedgoat 6 ein weicheres Laufgefühl und mehr Komfort auf langen Distanzen, während der Pure Trail X mit direkterem Feedback und besserer Kontrolle in technischem Terrain überzeugt.
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TOP4RUNNING DE
Craft Pure Trail X
Men's & Women's SHOP HERE
Der Schuh, der Grundlage dieses Tests ist, wurde uns von Craft kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellte Meinung ist unsere eigene.
Tester-Profil
Nico Wagner (29, Innsbruck). Meine Laufkarriere beginnt ganz klassisch mit dem Straßenlauf. Um mein Training abwechslungsreicher zu gestalten, habe ich gelegentlich die Trails rund um den Kahlenberg im Norden Wiens erkundet. Nach meinem Umzug nach Innsbruck im Jahr 2020 und meiner Begeisterung für die Bergwelt bin ich nun hauptsächlich auf den Trails der Innsbrucker Nordkette unterwegs und habe an verschiedenen Veranstaltungen wie dem Großglockner Ultra Trail oder dem Innsbruck Alpine in unterschiedlichen Distanzen (20-85 km) teilgenommen. In der Nebensaison und im Winter verbringe ich meine Zeit auch gerne mit Skitouren, Bergsteigen oder Klettern.
Markus Zinkl ist 35 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf in Bayern, Deutschland. Er begann mit dem Laufen nur, um seinen Hauptsport, Fußball zu unterstützen. Seit er mit dem Fußballspielen aufhörte, wurde Laufen zu seiner Hauptsportart, um fit zu bleiben.
Er läuft jetzt 5-6 Mal pro Woche zwischen 60 und 80 Kilometer. Abgesehen von einem lokalen Staffellauf läuft er selten Rennen. Markus läuft sowohl auf dem Trail als auch auf der Straße und ist ein absoluter Ausrüstungsgeek. Neben dem Laufen verbringt er den größten Teil seiner Freizeit mit Wandern, insbesondere in den Bergen, wo auch sein Interesse an Ausrüstung zum Tragen kommt.
Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.
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